Die ev.-luth. Kirchengemeinde Grömitz
Geschichte – Struktur – Gemeindeleben
Geschichte – Struktur – Gemeindeleben
verfasst von
Pastor Holger J. Lorenzen &
Pastorin Angela Zuschneid-Dorn
(1. Oktober 2005)
1. Einleitung
2. Die Geschichte der Kirchengemeinde
3. Sozialer, kommunaler und ökonomischer Kontext
4. Die Struktur der Kirchengemeinde
5. Gottesdienste und gemeindliches Leben
6. Schlusswort: Visionen für die Zukunft
Die gemeindliche und die geistliche Situation der Ev.-luth. Kirchengemeinde Grömitz lässt sich gut von ihrer Missionsgeschichte und ihrer soziologischen Situation ableiten. Die Gemeinde ist stark geprägt von ihrem dörflichen Charakter und von der Tatsache, dass sie in ihren Gemeindegrenzen einen der größten Kurorte der Ostseeküste beherbergt.
Die frühen Jahre ihrer Missionsgeschichte sind weniger erfreulich, da es sich dabei nicht um eine „Herzensmission“, sondern um eine politische Zwangs-Missionierung handelte. Aus ihr entwickelte sich zunächst über viele Jahrhunderte eher eine verwaltungsmäßige Kirchlichkeit. Allerdings hat es bereits im Mittelalter ein echtes, christlich begründetes diakonisches Bemühen in der Gemeinde gegeben. Eine geistliche Kirchlichkeit entwickelte sich dann vor allem im 19.Jahrhundert. Nach 1945 erhielt die Frömmigkeit der Gemeinde einen neuen Schub durch die Glaubenssubstanz der vielen pommerschen Flüchtlinge, die in Grömitz ein neues Zuhause fanden.
In der Gegenwart spielt vor allem die Kurortsituation für die Gestaltung der kirchlichen Arbeit eine wesentliche Rolle: In der Hauptsaison sind die Gottesdienste und Veranstaltungen gefüllt mit Urlaubern – die Gemeindeglieder selbst sind in dieser Zeit kaum ansprechbar für kirchliche Angebote. In der übrigen Zeit ist die Kirche für das dörfliche und volkskirchliche Leben ein wichtiger und für viele unverzichtbarer Faktor im Selbstverständnis der Menschen.
Die Kirchengemeinde soll nun im Folgenden in ihrer Geschichte, ihrem sozialen Kontext und in ihrer gemeindlichen Arbeit und Prägung näher beschrieben werden.
(Quelle: Grömitz und seine Kirche – Festschrift zur 750-Jahrfeier der St.Nicolaikirche, 1980)
a) Vorgeschichte, Heidenmission und Kirchengründung
Ostholstein war vor dem Jahre 1000 von demn Slawenstamm der Wagrier besiedelt.
Im 10.Jahrhundert begann der deutsche Kaiser Otto I. seine Hand auch nach Wagrien auszustrecken, um Steuern zu kassieren und Söldner zu gewinnen. Und dazu bediente man sich der Kirche. 966 gelang es dem Markgrafen Hermann Blunk, Oldenburg zum ersten Bischofssitz im nördlichen Wendenland zu machen. Bischof Marco bekam neben der Fürstenburg eine Kirche und begann mit der Missionsarbeit. 30 Jahre lang war der christlichen Mission ein bescheidener Erfolg beschert. Doch im Jahre 990 machten die zwangsbekehrten Wenden, als sie merkten, daß der Kaiser schwach und ohnmächtig war, einen Aufstand. 60 Missionare wurden gefoltert und getötet. Das Bistum Oldenburg stand nur noch auf dem Papier. Es gab danach nur kurze, geringe Erfolge.
Erst im 12. Jahrhundert wurde VICELIN zum Apostel der Wenden. 1126 erhält er von dem Schauenburger Reichsgrafen Adolf II. den Auftrag, Wagrien durch Besiedlung mit christlichen Deutschen endlich für das Christentum zu gewinnen. Auf seinen verlockenden Aufruf hin machte sich eine zahllose Menge aus verschiedenen Stämmen auf. Sie kamen mit ihren Familien und ihrer Habe nach Wagrien zum Grafen Adolf, um das, Land, das er verheißen hatte, in Besitz zu nehmen. Oldenburg aber und die anderen Küstengegenden gab er den Slawen zur Besiedelung, die ihm abgabepflichtig wurden.
1146 wird dann alle Missionsarbeit durch die Ausrufung eines WENDENKREUZZUGES vernichtet. Vicelin erntet von den Früchten seiner Kolonisierungsmission nichts. Obwohl 1149 zum Bischof geweiht, kann er sein Amt in Oldenburg nicht antreten: Erst sein Nachfolger, der BISCHOF GEROLD, kann 1156 in einem halb verfallenen Holzkirchlein bei eisiger Kälte am Epiphaniastag sein erstes Hochamt in Oldenburg feiern. Aber schon 1160 verlegte Gerold den Bischofssitz wieder von Oldenburg nach Lübeck.
Erst als die Spannung zwischen den einheimischen Slawen und den zugereisten Kolonisten durch Heiraten und Bevölkerungsmischung abklangen, konnte mit der eigentlichen MISSIONSARBEIT in unserem Gebiet begonnen werden. Inzwischen haben wir die Wende zum Jahr 1200 überschritten. Der entscheidende Mann ist der Reichsgraf Adolf IV. von Holstein. Während seiner Regentschaft kommt es zu einer Untergliederung des URKIRCHSPIELS OLDENBURG. Zu der um 1160 fertig gestellten Oldenburger Mutterkirche kommen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts acht Tochterkirchen in Hohenstein, Heiligenhafen, Neukirchen, Grube, Lensahn, Hansühn, Schönwalde und Grömitz. Diese Tochterkirchen werden erstmalig im Kirchenverzeichnis des Bistums zu Lübeck aus dem Jahre 1258 erwähnt. Die Grömitzer Nicolaikirche ist sicherlich vor 1238, wahrscheinlich aber wie ihre Schönwalder Schwesterkirche schon um 1230 gebaut worden.
b) Die Jahre unter den Cismarer Mönchen bis zur Reformation
Die Grömitzer Kirche ist dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer und Seefahrer, geweiht. Diese Namensgebung ist nicht zufällig, denn jahrhundertelang hat ein Großteil der Grömitzer Bevölkerung, vor allem die Bewohner des Unterdorfes WICHELDORF, vom FISCHFANG in der Ostsee gelebt.
Zu Anfang die SCHAUENBURGER Reichsgrafen das Patronat über die Grömitzer Nicolaikirche und ihren Landbesitz aus – bis Ritter von Westensee und sein Neffe Egbert im Auftrage seines Lehnsgebers das Dorf GRÖMITZ mit Hofburg und Mühle sowie einige Besitzungen in Körnick und Suxdorf an das Kloster in Cismar verkaufte. Jetzt hatte der Abt das Recht, den Grömitzer Pfarrer ein und abzusetzen.
Der vom Abt ebenfalls bestellte Grömitzer Bürgermeister sorgte dafür, dass Grömitz einen zweiten Geistlichen erhielt, der sich zur Hauptsache um die sozialen Belange im Kirchspiel kümmern sollte. Dieser Vikar wurde bei seiner Arbeit von den Mitgliedern der ELENDEN-GILDE unterstützt (auf diese Elendegilde führt sich die heutige Grömitzer Bürgergilde zurück). Die Aufgabe dieser Bruder- und Schwesternschaft bestand in der Betreuung der in Not geratenen eigenen Mitglieder und der Fürsorge für Heimatlose, Arme und kranke Pilger. Denn der alljährliche Pilgerstrom zu den Cismarer Reliquien brachte auch viel Not und Elend mit sich.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts brachen viele Mönche aus den strengen Ordnungsregeln aus. Und als dazu schon in den 20-ziger Jahren des 16. Jahrhunderts die lutherische Lehre unter den Klosterbrüdern Anhänger gefunden hatte, war das ENDE DER KLOSTERHERRSCHAET über Grömitz eingeläutet. 1530 traten einige Mönche zum lutherischen Glauben über. 1541 wurde den der alten Lehre anhängenden Mönche verboten, ihren Glauben weiterhin im Kloster auszuüben.
Im selben Jahr wurde der vom lutherischen Glauben überzeugte Mönch Andreas Grothe vom Abt als Pfarrer an die Grömitzer Nicolaikirche entsandt. Ob die Grömitzer sich schnell oder langsam an die neue Lehre gewöhnt haben, läßt sich nicht sicher sagen. Denn offiziell wurde GRÖMITZ erst 1560 – und das war der spätmöglichste Termin überhaupt – LUTHERISCH. Der erste nicht mehr vom Abt in Cismar eingesetzte Pfarrer war Johann Augustini. Er war in Nienhagen geboren und in Cismar zum Theologen ausgebildet worden. In der Grömitzer Kirchenchronik steht über ihn zu lesen: „Nachdem er aber zur Erkenntnis der evangelischen Wahrheit gekommen ist, hat er die katholische Religion changieret und ist anno 1560 allhier zum Pastor erwählet und hat bis in das hohe Alter das Amt des Herrn bis 1621, also 61 Jahre lange verwaltet“.
c) Von der Reformation bis zum 20.Jahrhundert
1544 wurde das Kloster aufgeteilt. Grömitz war der Rückhalt damit genommen. Der Blütezeit folgte der Niedergang. Grömitz verlor die Stadtrechte und entwickelte sich zum Bauern- und Fischerdorf zurück. Nicht zufällig sind in der Steuerhebeliste von 1594 nur Landwirte genannt.
Eine geradezu ELENDE EXISTENZ fristeten die Bewohner des UNTERDORFES. Ihr Landbesitz war klein, der Sand- und Heideboden ärmlich. Wenn sie eine Kuh auf die Freiweide oder in die Salzwiesen am Meer treiben konnten, waren sie schon gut dran. Denn die Küstenfischerei mit kleinen Ruderoder Segelbooten ernährte keine Familie.
So erklärte sich, daß die ARMENFÜRSORGE jahrhundertelang zu den Hauptaufgaben der Grömitzer Kirche gehörte. Diese Aufgabe nahmen der Pastor, ein Armenvorsteher und ein dafür bestimmter Kirchenjurat wahr. Trotz nie aufhörender Armut in den Häusern der kleinen Leute hatten die Menschen im Kirchspiel das Nötigste zum Leben. Bis tief in den 30-jährigen Krieg hinein blieb unser Land von Krieg und seinen Folgen verschont. Seit 1536 herrschte in Grömitz für I00 Jahre Frieden. Was aber die Menschen bedrückte, waren die ständig steigenden Steuerlasten und Naturalleistungen. Sie waren an den Amtmann in Cismar abzuführen. Je anspruchsvoller seine Hofhaltung war, um so schlechter ging es unseren Vorfahren. Kein Wunder, daß kurz nach 1600 der Klosteramtmann Egydus von der Lanken als ein Mann beschrieben wurde, der die Bauern in „tyrannischer, pharaonischer Dienstbarkeit“ gehalten habe, Langsam, aber sicher gerieten fast alle Landwirte – damals hießen sie Hufner – in LEIBEIGENSCHAFT.
Ganz am Boden lag Grömitz nach dem 30-JÄHRIGEN KRIEG. Schwedische und dänische Soldaten verwüsteten das Land. Selbst nach dem Frieden von 1648 zogen Soldatenhorden plündernd und brennend durchs Land, wie der sogenannte Pollackenkrieg von 1658/59 zeigt. In diesen wilden Zeiten wurden die Kirchspielbewohner immer wieder mit hohen Kontributionen, das sind Geld- und Naturalabgaben, und monatelangen Einquartierungen belastet. Kein Wunder, daß die Kirchengemeinde ihren wahrscheinlich im Herbst 1663 durch einen schweren Sturm ZERSTÖRTEN KIRCHTURM, auf dem sich möglicherweise früher ein hochaufragender spitzer hölzener Turmhelm befand, nicht aus eigenen Mitteln wieder aufbauen konnte. Die Grömitzer Kirchenjuraten mußten den Lübecker Bischof um eine „erkläckliche Beysteuer“ angehen. Denn eine Viehseuche hatte die Kriegsfolgen noch verschärft.
Die Pastoren und ihre Familien werden damals kaum große Not gelitten haben. Denn seit ihrer Gründung war die GRÖMITZER PFARRE mit einem guten Landpolster versehen. Zum Pastorat gehörten, wie das Kircheninventar von 1839 belegt, ohne Pastoratsgarten und ein Weiderecht für je 12 Stück Rindvieh und Schafe fast 60 Tonnen Land (30 ha). Von dieser BAUERNSTELLE, den festgelegten Barzuwendungen – dazu gehörte u. a. auch ein viermal im Jahr erhobenes Predigeropfer – und den nicht geringen Naturalleistungen ließ es sich leben.
GUTE ZEITEN für das ganze Kirchspiel brachen erst wieder nach 1720 an. Die Brand-, Toten- und Schützengilde konnte sich wieder ein anständiges Gildefest mit Musik, Vogelschießen und viel Essen und Trinken leisten. Auch die Kirchengemeinde verfügte über die notwendigen Mittel, endlich die fällige INNENRENOVIERUNG vorzunehmen. 10 Jahre später erhielt die Kirche auch einen neuen Altar. Wenige Jahre später (1742) stand auch das Geld zur Verfügung, die ORGEL grundlegend zu renovieren. Nach weiteren 20 Jahre später die Grömitzer Kirche auch ihre heutige KANZEL.
Auch in der weiteren Sozialgeschichte von Grömitz spielte die Kirche eine nicht zu unterschätzende Rolle. Durch Dekret vom 24. August 1814 kam es zum Aufbau eines richtigen SCHULWESENS in unserem Gebiet. Es wurden Elementar- und Hauptschulklassen eingerichtet. Die SCHULAUFSICHT über die dreiklassige Grömitzer Schule und die einklassigen Landschulen in Albersdorf, Suxdorf, Nienhagen, Lenste und Kellenhusen, das damals noch kirchlich zu Grömitz gehörte, übte der PASTOR aus. Aber die Pastoren waren nicht nur Religionslehrer, sie trugen auch für das ÖFFENTLICHE LEBEN Mitverantwortung. So finden sich in den Akten des Pfarrarchivs eine Reihe staatlicher Verordnungen, die regelmäßig in der Kirche verlesen werden mußten. Von 1796 bis 1820 wurde alljährlich eine Verordnung wegen „Aashaltung und Einbringung der Deserteure“ und über den Umgang mit fremden Werbern von der Kanzel verlesen. Ob sie wollten oder nicht, die Pastoren waren auch „Staatsbeamte“.
Nicht nur mit dem Munde, auch durch TATEN sorgte die Kirche im 19. Jahrhundert für die Bevölkerung. 1849 stellte sie für eine geringe Pacht der Kommune eine 1 1/2 ha große Fläche Prediger-Witwenland auf dem Gelände des heutigen Kurparks zur Verfügung. Die Gemeinde sollte dieses Land an Bedürftige gegen eine billige jährliche Abgabe verpachten.
War Grömitz bis dahin ein reines Bauern- und Fischerdorf, so bahnte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein GRUNDLEGENDER STRUKTURWANDEL an. Schon 1813 registrierte man die ersten Gäste. Sie stammten aus der Umgebung und wählten als Ziel ihrer Sonntagsausflüge den Grömitzer Strand. Wer im Meer baden wollte, mußte über Schafsweiden gehen und durch niedrige, bewachsene Dünen stapfen. 1836 witterte ein Grömitzer Schuster einen Nebenverdienst. Er ließ sich Badekarren bauen, um auch den Damen die Möglichkeit zu bieten, sich ungesehen umzukleiden und mit hochgeschlossenen Badekleidern ins kühle Ostseenaß zu steigen. 1839 wurde dann eine Badeanstalt für warme und kalte Seebäder eröffnet. Das Bad der Sonneseite hatte das Licht der Welt erblickt.
Dennoch, es dauerte beinahe ein halbes Jahrhundert, bis die Familien Gosch und Ehlert ihre Dorfkrüge am Markt um Fremdenzimmer erweiterten und Frau SOPHIE STAHL 1872 im Unterdorf, wo heute die Kreissparkasse steht, das Gasthaus „Vier Linden“ errichten ließ. Trotz der schweren Sturmflut am 13. November desselben Jahres, die das gesamte Unterdorf arg in Mitleidenschaft zog und den Bau des Deiches zwischen Grömitz und Kellenhusen zur Folge hatte, kamen bis zur Jahrhundertwende alle Jahre ein paar hundert Fremdengäste nach Grömitz. Der einsetztende Geldstrom brachte auch der Kirche Vorteile: Nach der Jahrhundertwende konnte die St.Nicolaikirche aufwendig saniert werden.
Zwischen 1881 und 1925 sind weder Ein- noch Austritte aus der Kirche zu verzeichnen. Das ändert sich erst in der Zeit des III. Reiches. Die Gottesdienste um 1900 waren bemerkenswert gut besucht. Zweimal im Jahr feierte man Abendmahl. Vor 1900 zählte man dabei 700 Abendmahlsgäste, nach 1900 geht die Zahl allmählich auf die Hälfte zurück und 1940 sind es noch 211 Teilnehmer. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß bis zum 2. Weltkrieg anfangs in allen, später in einigen Außendörfern des Kirchspiels regelmäßig Bibelstunden abgehalten wurden. 1896 kann Pastor Glüsing noch stolz bemerken: Der Besuch war „sehr befriedigend“. 1931 wird er als „gut“ bezeichnet. Über den Kindergottesdienst heißt es zwei Jahre später: „Der Kindergottesdienst in 14 Gruppen mit 130 bis 160 Kindern hat sich erfreulich entwickelt.“
In diesen Jahren wehte aber auch in anderer Hinsicht frischer Wind in der Kirchengemeinde. Im März 1935 wurde die ev. FRAUENHILFE gegründet, der bereits ein Jahr später 263 Mitglieder aus fast allen Dörfern angehörten. Bald darauf wurden Nähmaschinen angeschafft, damit bedürftige Frauen für sich und ihre Kinder in der Nähstube selber Kleidung nähen konnten. Außerdem organisierte die Frauenhilfe eine Hauspflege in Krankheitsfällen und die Versorgung hilfsbedürftiger Personen mit warmem Essen. Bis 1941 existierte die Frauenhilfe als selbständiger Verein. Aufgrund der politischen Verhältnisse wurde sie dann in die Gesamtgemeinde eingegliedert.
Schon 1928 kam es auch zu einer ZUSAMMENARBEIT MIT DER BADEVERWALTUNG. Von der Volksmission in Neumünster wurden zehn religiöse Vorträge in der Nicolaikirche durchgeführt. 1930 wurden evangelischen „Abendfeiern“ am Strand abgehalten, die sehr gut besucht gewesen sein sollen. 1935 kamen noch jeweils zwei Kirchenkonzerte dazu und Busausflüge mit dem Pastor. Diese Zusammenarbeit fand ihr Ende mit Beginn des 2. Weltkrieges.
Schon seit 1922/23 bestand in Grömitz ein christlicher Jungmädchenbund und ein Kreis für die männliche Jugend. Beide Gruppen zählten jeweils rund 35 Mitglieder. 1933 brach die Jugendarbeit zusammen. Die Mädchen gingen geschlossen zum BDM über. Aber auch als BDM-Mädchen trafen sie sich weiterhin im Pastorat, allerdings jetzt ohne ihren Pastor. Die Jungen traten alle nach und nach der Hitler-Jugend bei. 1932 fand trotz Verbotes eine „braune Trauung“ statt, und 200 Gemeindeglieder ließen sich dieses Spektakel nicht entgehen. Ernste Schwierigkeiten mit dem Nationalsozialismus kriegte die Kirchengemeinde erst 1936. Da ließ ausgerechnet am Himmelfahrtstag der Amtsvorsteher ein Plakat mit folgendem Text aushängen: „Älter als Kirchen und Klöster ist unser Väter Land. Fester als Priesters Taufe bindet des Blutes Band – unser Reich, Ihr Brüder, ist von d i e s e r Welt; es gesund zu bauen, hat uns Gott bestellt.“
Trotzdem, solange der Pastor die Jungen in HJ-Uniformen einsegnete und damit den Trend zur Jugendweihe unterlief, gab es keine großen Schwierigkeiten. Die Probleme der Kirchenwahlen hatte man ja auch wie vieles andere geschickt gelöst. Der Kirchenvorstand wurde 1933 und 1939 nicht „überfremdet“. 1942 versuchte man, die Sonntagsgottesdienste dadurch „einzufrieren“, daß von Seiten der Gemeinde für die Kirchenheizung keine Kohlenbezugsscheine mehr ausgegeben wurden. Dennoch, war die Kirche bei der Konfirmation am 15. März wieder warm. Eine Beschwerde beim Landrat hatte gefruchtet. Einen Monat vor Kriegsende wollte der Bürgermeister durch Herausnahme der Bänke „die Kirche zum Lazarett umwandeln, obwohl Hotels und Pensionen vorhanden waren, die diesem Zwecke durchaus entsprachen“. Trotz dieser und mancher anderer Spannungen zwischen Kirchen- und Kommunalgemeinde, ein Kirchenkampf fand in Grömitz nicht statt.
d) Von 1945 bis zur Gegenwart
In einem sehr aufschlußreichen Bericht über das kirchliche Leben vom März 1941 schreibt der damalige Pastor Schirrmeister: „Die Seelenzahl der Gemeinde beträgt augenblicklich rund 2500 EINHEIMISCHE und 3500 FLÜCHTLINGE. Bei den Einheimischen zeigt sich die Bereitschaft, den Zugewanderten ein Heimatrecht zuzugestehen. Die Unterbringung Evakuierter in den letzten Kriegsjahren sowie die Zwangseinquartierung Tausender von gefangenen Soldaten nach dem Zusammenbruch glichen einer plötzlichen Überschwemmung mit Armut, Not und Elend. Auf diesem rein menschlichen Hintergrund muß man das kirchliche und religiöse Leben zu begreifen suchen.
Der Prozentsatz der Einheimischen im sonntäglichen Gottesdienst ist zu dieser Zeit sehr gering. Die Beeinflussung durch den Nationalsozialismus hat eine merkliche Zurückhaltung im Kirchenbesuch hervorgerufen … Daß durch den politischen Zusammenbruch ein Aufbruch des religiösen und KIRCHLICHEN LEBENS erfolgt ist, läßt sich nicht beobachten. Daß ferner die Ostdeutschen vielfach die regelmäßigen Kirchenbesucher stellen, ergibt sich einerseits aus ihrer gewohnheitsmäßigen Kirchlichkeit in ihrer Heimat, zum anderen drängt sie die Sehnsucht nach ihrer verlorenen Heimat stärker denn je danach, der ewigen Heimat sich zu verbinden. Sie dürfen erleben, daß in der äußeren Fremde die Kirche ein Stück Heimat darstellt, in der sie gleichberechtigt sind und als vollgültige Bürger gelten.
Der GOTTESDIENST wird durchschnittlich von 160 Personen besucht, der Abendmahlsbesuch steigt wieder auf die Zahl von vor der Jahrhundertwende. Es werden gut besuchte Bibelstunden in den Außendörfern abgehalten. Der Kindergottesdienstbesuch steigt erneut auf die Zahl von 1930. Es entsteht ein Männerkreis und 1946 ein Kirchenchor. Außerdem werden in dieser Zeit viele Taufen und Trauungen nachgeholt.
Einen breiten Raum in der Gemeindearbeit nimmt das kirchliche HILFSWERK ein. Zum einen werden die großzügigen Erntedankspenden, „die gesammelt einen ganzen Stall von land-wirtschaftlichen Erzeugnissen erbrachten“, zum anderen Kleidungs- und Gebrauchsmittel aus ausländischen Spenden an die Bedürftigen verteilt. Von Anfang an bis zur Erbauung der kath. Bonifatiuskirche im Jahre 1963 hatten die Katholiken Gastrecht in der St. Nicolaikirche.
Hatten die Pastoren Schirrmeister und Engel bis Mitte der sechziger Jahre alle Hände voll zu tun, den vielfältigen Aufgaben in der nun doppelt so groß gewordenen Gemeinde gerecht zu werden, so konnte man nach dem wirtschaftlichen Aufschwung 1964 daran gehen, die dringend erforderlich gewordene große RENOVIERUNG DER NICOLAIKIRCHE in Angriff zu nehmen. Man beschloß, das alte Kirchengestühl und die alten Wandbemahlungen beseitigen zu lassen, die Decke des Kirchenschiffs mit Holz zu verkleiden und den Eingangsbereich neu zu gestalten; so erhielt die Kirche 1965 (leider!) ein völlig neues, moderneres Aussehen.
15 Jahre später, im Frühjahr 1980, wurden die inzwischen schmutzig-grau gewordenen Wandflächen neu getüncht und die Marmorierung der Empore durch einen neuen Farbanstrich ersetzt.
In den sechziger und siebziger Jahren erfolgte der einschneidendste WANDEL DER VERHÄLTNISSE im Kirchspiel und in der Kirchengemeinde seit Menschengedenken. Schon vor und nach dem 1. Weltkrieg waren im Unterdorf eine große Zahl von Saisonhotels erbaut und in fast jedem Grömitzer Haus Fremdenzimmer für die Sommergäste eingerichtet worden. In den Boomjahren nach dem 2. Weltkrieg aber hielt der Tourismus vollends in Grömitz Einzug.
Die STÜRMISCHE ENTWICKLUNG begann damit, daß 1959 das erste beheizte Meerwasser-hallenschwimmbad mit saisonverlängerndem Effekt gebaut wurde. Zwischen 1955 und 1960 waren am Mittel- und Blankwasserweg und auf dem Gelände der ehemaligen Freiweide 235 neue Häuser errichtet worden. Dort haben sich die Strandbetriebe der Familie Sachau, der Kursaal und die Strandhalle zu den größten Unterhaltungs- und Restaurationsbetrieben an der Ostseeküste entwickelt. 1962 wurde ein medizinischer Trakt zur Verabreichung von Anwendungen beim Hallenschwimmbad errichtet. Ein Jahr später konnte der von der ev.-luth. Kirchengemeinde zu äußerst günstigen Bedingungen übereignete Fischerkamp als Kurpark seiner Bestimmung übergeben werden. 1966 war am Steilufer in Richtung Bliesdorf für die Segler der Yachthafen mit heute 510 Liegeplätzen errichtet worden.1970 wurde als drittes Bad das erste Brandungsbad in Schleswig-Holstein in Betrieb genommen.
1971 wurden in den Beherbungsbetrieben und auf den acht großen Campingplätzen 143.482 Gäste gezählt, die insgesamt 2.003.652 Übernachtungen buchten. Inner halb von 10 Jahren hatte sich die Gäste- und Übernachtungszahl verdoppelt. Und damit war Grömitz zum GRÖSSTEN SEEBAD IN SCHLESWIG-HOLSTEIN und einige Jahre lang sogar in der Bundesrepublik emporgewachsen.
Diese Entwicklung machte auch vor den Türen der Kirchengemeinde nicht halt. In einem Gemeindebericht des Jahres 1969 schreibt Pastor Kurt Engel: „Ursprünglich war die Kirchengemeinde Grömitz eine reine Landgemeinde. Der Strukturwandel hat jetzt das gesamte Kirchspiel erfaßt. Auch die Dörfer haben sich in steigendem Maße auf den Fremdenverkehr eingestellt … GRÖMITZ LEBT zum überwiegenden Teil VOM FREMDENVERKEHR. Auch der gewerbliche Mittelstand ist in seinem jetzigen Umfang nur durch den Fremdenverkehr zu dem geworden, was er ist.
Da die Zahl der ev. Christen im Kirchspiel sehr stark angestiegen war, mußte am 1. April 1969 eine neue ZWEITE PFARRSTELLE eingerichtet werden. Die Gemeindearbeit der 70er und 80er Jahre war sehr rege und lebendig. Sie war über die „normale Gemeindearbeit“ hinaus von einem reichhaltigen, kirchlichen Kulturprogramm – insbesondere durch kirchenmusikalische Angebote – geprägt. Ein weiterer Schwerpunkt in den Sommermonaten waren Angebote für die Urlauber – unterstützt durch den Ev.Gemeindedienst (Hamburg) – bei denen man jährlich über 10.000 Besuche zählte.
Gemeinsam mit der Kommunalgemeinde wurde 1979 eine DIAKONIE- und SOZIALSTATION eingerichtet, die zunächst mit einem Ersatzdienstleistenden und einer Haus- und Altenpflegerin und in Kooperation mit den Gemeindeschwesterpflegestationen Hilfsbedürftigen pflegerische Dienste und eine warme Mahlzeit (Essen auf Rädern) anbot.
Die Grömitzer Kirchengemeinde erfuhr Anfang der 90er Jahre leider einen tiefgreifenden und in unerfreulicher Weise auch öffentlich ausgetragenen Konflikt, der zu einem regelrechten Schisma führte. Die ganze Gemeinde spaltete sich in zwei Lager: Die Pastoren, der Kirchenvorstand, die Mitarbeiter, Kirchenmitglieder und Nichtmitglieder. Der Propst musste eingreifen und einen kommissarischen Kirchenvorstand einsetzten. Die Pastoren wurden ausgetauscht. Im Juni 1993 mußte einer der neuen Pastoren als erste Amtshandlung auf 64 Kirchenaustritte reagieren, die mit den Vorfällen zu tun hatten. Weitere folgten. Es hat 10 Jahre gedauert bis in der Gemeinde wieder neues Vertrauen gewachsen und sich ein gutes Miteinander – insbesondere unter den Pastoren und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern – entwickeln konnte.
Grömitz – das Ostseeheilbad der Sonnenseite – liegt im Herzen der Lübecker Bucht an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste (Kreis Ostholstein).
Die Ortsgemeinde zählt 7.824 Einwohner, wobei die politischen Grenzen anders verlaufen als die kirchengemeindlichen. Zur Kirchen- und Ortsgemeinde gehören der Hauptort Grömitz und die Dörfer Brenkenhagen, Suxdorf, Nienhagen, Bökenberg und Lenste. Zur Ortsgemeinde gehören darüber hinaus Cismar, Grönwohldshorst, Cismarfelde und Guttau. Zur Kirchengemeinde gehören noch Albersdorf und Teile von Brodau. Man kann daher sagen, dass innerhalb der kirchengemeindlichen Grenzen rund 7000 Menschen leben. Von diesen sind jedoch nur 3400 Mitglieder der ev. Kirche. Der kath. Kirche gehören ca. 300 Personen an. Diese niedrige Zahl an Kirchenmitgliedern ist für eine dörflich geprägte Gemeinde eher ungewöhnlich. Der Grund: Viele Urlauber, die aus entfernten Städten kommen, kaufen sich Ferienwohnungen in Grömitz und ziehen dann im Ruhestandsalter ganz nach Grömitz. Sie bringen auf diese Weise eine eher städtische und weniger kirchliche Prägung mit nach Grömitz, was sich in den Mitgliedszahlen niederschlägt. Die „Alteingeses-senen“ sind in der Regel Kirchenmitglieder. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt insbesondere durch das Saisongeschäft (Hotels, Gaststätten, Vermietungen) oder Berufe und Tätigkeiten, die in zweiter Linie vom Tourismus leben – und dazu gehören in Grömitz fast alle, auch die vielen Handwerksbetriebe und die Bauern, die teilweise zur Direktvermarktung ihrer Produkte übergegangen sind.
Ein weiterer Aspekt ist sehr bemerkenswert, der ebenfalls mit der erwähnten „Stadtflucht“ im Ruhestandsalter zusammenhängt: Grömitz lebt im Blick auf seine Alterspyramide schon in der für die Zukunft prognostizierten Situation einer „Überalterung“. 34% der Grömitzer Bürger sind über 60 Jahre alt – Verhältnisse, die bundesweit erst für die Zeit um 2050 erwartet werden, wie man der Grafik des statistischen Bundesamtes entnehmen kann (Stand Jan. 2005).
Schließlich soll der nicht geringe Ausländeranteil noch erwähnt werden, der sich für die Kirchengemeinde insbesondere bei der Zusam-mensetzung der Gruppen im ev. Kindergarten bemerkbar macht.
Nun zur Kurortsituation: Grömitz verfügt über 12.000 Gästebetten und weist 2.400 Stellplätze auf seinen Campingplätzen auf. Durch-schnittlich zählt Grömitz 140.000 Übernachtungsgäste pro Jahr, die insgesamt rund 1,2 Mio Übernachtungen buchen. Das bedeutet: In dem „Dorf“ Grömitz leben in der Hauptsaison pro Tag bis zu 31.000 Menschen mit einem festen Quartier – hinzukommen dann noch die Tagesbesucher, deren Zahl pro Jahr auf ca. 400.000 geschätzt wird.
Das Erscheinungsbild des Ortes ist deshalb im Strandbereich auch ganz und gar nicht dörflich, sondern von großen Hotels, Restaurants und allem, was einen bedeutenden Kurort auszeichnet, geprägt. Nur das Grömitzer Hinterland hat seinen dörflichen Charakter bewahrt.
Die damit gegebenen, sozialen Besonderheiten des Ortes liegen auf der Hand:
Die mächtige Flut der Urlauber
Die damit zusammenhängende starke Belastung und Eingebundenheit der Grömitzer Bürger im Saisongeschäft.
Kinder und Jugendliche, die in der Saison sozial „unterversorgt“ sind, da ihre Eltern sich völlig dem Tourismus widmen (müssen). (Verhaltensauffälligkeiten im Kindergarten nehmen zu)
Die große Zahl älterer Bürger und
Kirchenmitglieder, die in der Saison für rund sechs Monate für kirchliche Angebote nicht offen sein „können“.
Ökonomische Besonderheiten ergeben sich für den Ort aufgrund des notwendigen Spagates auf der einen Seite sehr stark vom Tourismus abhängig zu sein und auf der anderen Seite insbesondere im Hinterland eine von Landwirtschaft und Handwerk geprägte Struktur zu bewahren.
Trotz und vermutlich gerade wegen der der starken Beanspruchung der Grömitzer Bürger durch den Tourismus hat sich die Gemeinde eine ausgesprochen volkskirchliche Prägung bewahrt. Außerhalb der Hauptsaison besteht für die Menschen ein großes Bedürfnis danach, sich in guter, fröhlicher Gemeinschaft zu finden und zu sammeln und sich als „Dorfgemeinschaft“ zu identifizieren. Dabei spielt die Kirche eine wesentliche Rolle. Für Grömitz gilt wirklich der Spruch: „Laß die Kirche doch im Dorf!“ Die großen kirchlichen Feste bieten den Grömitzer Bürgern dafür eine willkommene Gelegenheit. Hinzu kommen verschiedene größere Veranstaltungen und Unternehmungen in der Kindergarten-, Frauen- und Seniorenarbeit. Darüber hinaus spielen in diesem Zusammenhang auch die Amtshandlungen eine wesentliche Rolle, die sich natürlich saisonunabhängig ereignen und insbesondere bei den Beerdigungen sehr viele Gottesdienstbesucher verzeichnen – manchmal ist ein ganzes Dorf oder der gesamte Ortsquerschnitt vertreten.
Umgekehrt wird besteht die starke, freudige Erwartung, dass die Kirche in Gestalt der Pastoren zu ausgesprochen dörflichen Zusammenkünften und Festen zugegen ist – bei der Schützengilde, der freiwilligen Feuerwehr oder kommunalen Zusammenkünften und Veranstaltungen; natürlich auch bei hohen Geburtstagen und anderen Jubiläen.
Die Kirchengemeinde hat derzeit 3400 Gemeindeglieder. Die Mitgliederzahl ist in den letzten drei Jahrzehnten langsam zurückgegangen. Stärkere Austrittszahlen waren 1993 aufgrund des schon beschriebenen Gemeindekonfliktes zu verzeichnen. In den Jahren danach sorgte der staatlich verordnete Solidarbeitrag für eine erhöhte Austrittszahl. Diese Tendenz hat sich inzwischen beruhigt.
Der Kirchenvorstand besteht aus 13 Mitgliedern – darunter die beiden Pastoren. Unter den Kirchenvorstehern findet man zwei hauptamtliche Mitarbeiter, drei Landwirte aus den Dörfern des Grömitzer Hinterlandes, den Grömitzer Bestatter, eine Lehrerin, den Leiter der hiesigen DAK, eine Hausfrau und zwei Ruheständler. Aufgrund der allgemeinen Sparnotwendigkeiten in der Nordelbischen Kirche wurde die zweite Pfarrstelle 2003 auf eine halbe Stelle reduziert.
Die Kirchengemeinde verfügt neben der schönen, alten St.Nicolaikirche über
ein Altes Pastorat mit Gemeindesaal und Kirchenbüro
eine Leichenhalle mit Werk- und Lagerraum für den Küster
ein Neues Pastorat
den ev. Kindergarten mit fünf Gruppen und 100 Kindern
ein Gemeindehaus am Strand (Die Brücke) (heute: verkauft & ersetzt durch den Nicolaiblick mit Aussegnungshalle)
das „Haus der Kirche“ mit Mitarbeiterwohnungen (der dort früher angesiedelten Gemeinderäume wurden an die Polizei vermietet)
Werk- und Lagerräume auf den beiden jüngeren Friedhöfen (ein dritter Friedhof umgibt die Kirche)
Die Kirchengemeinde verwaltet 70 Hektar Land, das an Landwirte verpachtet ist. Die Pacht wird an den Kirchenkreis abgeführt und dient der Pfarrbesoldung. Fünf Hektar sind Eigentum der Kirchengemeinde. Dieses Land konnte zur Hälfte an einen Landwirt und zur anderen Hälfte an einen Campingplatz verpachtet werden.
Trotz der allgemeinen Finanznot in der Kirche geht es der Grömitzer Kirchengemeinde recht gut. Denn neben der Kirchensteuerzuweisung verfügt die Gemeinde durch die Vermietung des „Hauses der Kirche“ an die Polizei und einige Landverpachtungen über weitere, nicht unwesentliche Einnahmen: Die Kirchensteuerzuweisung liegt bei rund 95.500,- EUR im Jahr. Die Mieten und Pachteinnahmen erbringen nochmals die gleiche Summe.
Aufgrund der zusätzlichen Einnahmen war die Kirchengemeinde nach der Kürzung der Kirchensteuerzuweisung ab dem Jahre 2003 um 30% nicht gezwungen Personal abzubauen. Dennoch wurde der Haushalt sorgfältig vom Kirchenvorstand überarbeitet, und etliche Sparmöglichkeiten wurden genutzt. Die Vermietung der Brücke würde das verbleibende Haushaltsloch endgültig schließen. (daraus wurde jedoch ein Verkauf)
Die Kirchengemeinde hat neben den beiden Pastoren weitere 22 Mitarbeiter (heute: 28).
Kirche + Altes Pastorat: Gemeindesekretärin, Organist, Küster, Reinigungskraft
Kindergarten: 13 Mitarbeiter + 1 Gärtner (stundenweise) (heute plus Krippenpersonal)
Friedhof: Wulff, Ruser, + Aushilfskräfte
Essen auf Rädern (1 Mitarbeiter)
Spielkreis für Dreijährige (2 Mitarbeiterinnen)
Fast alle Gemeindekreise werden von ehrenamtlichen Helfern betreut. Rund 100 Personen stellen regelmäßig ihren Glauben, ihre Zeit, Kraft und Kreativität ehrenamtlich in den Dienst der Kirchengemeinde. (heute sind es 150-170 Personen)
Im Team – bestehend aus den Pastoren und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern – hat sich ein ausgesprochen gutes und kameradschaftliches Mit- und Füreinander entwickelt, so dass die Zusammenarbeit allen viel Freude bereitet. Die alten Streitereien sind – Gott sei Dank – Vergangenheit.
Die Schwerpunkte unserer Gemeindearbeit könnte man folgendermaßen beschreiben:
Kindergarten: Kindern + jungen Eltern eine natürliche, ansprechende Verbindung zur Kirche zu ermöglichen. Die zahlreichen Kindergarten-Gottesdienste und -veranstaltungen werden von den Eltern und Kindern ausgesprochen gut angenommen.
Angebote für Kinder & Jugendliche im Sommer (im Kindergarten und in der Jugendarbeit), um der besonderen Kurortsituation gerecht zu werden, d.h. es gibt Angebote für Grömitzer Kinder, deren Eltern aufgrund des Saisongeschäftes im Sommer nicht verreisen können.
Jungschar und Pfadfinderarbeit
Umfangreiche Frauenarbeit
Viele Angebote für Senioren
Betont volkskirchliche Angebote, die dörfliche Gemeinschaft stiften und erhalten
Volksmissionarische Angebote wie Hauskreise und Glaubenskurse
Im Zentrum unserer Gemeindearbeit steht natürlich der Gottesdienst. In unserer Gemeinde werden pro Jahr rund 200 Gottesdienste und Andachten abgehalten und gefeiert: Sonntagsgottesdienste (54); Feiertagsgottesdienste (7); Beerdigungen (60); Trauungen (5); Taufen (33); Kindergarten (40 Kleingruppenandachten + 9 Gottesdienste mit Eltern und Kindern); Jesusfest und andere Kindergottesdienste (16); Schulgottesdienste (3 Einschulung, Erntedank, Reformation); Andachten in der Seniorenresidenz (12); Plattdeutsche Gottesdienste (2); Sonstige (4 – Allianz, Konvent, Weltgebetstag, OpenAir u.a.); Gottesdienstl. Handlungen (8 – z.B. Trauerfeiern am Grab, Urnenbeisetzungen, Seebestattungen). Neben den ausdrücklich traditionell gehaltenen, liturgisch geprägten Gottesdiensten gibt es auch andere, freiere Gottesdienstformen, bei denen es dann viele Mitwirkende gibt und auch neueres Liedgut Anwendung findet. Beide Gottesdienstformen werden von der Gemeinde gleichermaßen akzeptiert und begrüßt – und zwar von Jung und Alt. Der Besuch schwankt je nach Jahreszeit und Urlauberstrom sehr. Im Sonntagsgottesdienst zählen wir im Januar/Februar an schlechten Tagen 45-65 Besucher, im Frühjahr um 100, im Sommer 135-150, im September 200, im Herbst wieder um 100. Bei vielen Sonder- und Festgottesdiensten ist die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt – dann liegt die Besucherzahl um 350 und höher. Die Kerngemeinde erscheint regelmäßig zum Gottesdienst. Dazu gehören viele ehrenamtliche Mitarbeiter, Mitglieder aus Gospel- und Kirchenchor, aus dem Seniorenclub, Bezirksfrauen und die Mitglieder der Hauskreise; ferner gibt es etliche regelmäßige Gottesdienstbesucher, die keinem Gemeindekreis angehören. Sehr erfreulich ist der Besuch von Urlaubern, die oft eine starke Glaubensprägung mitbringen – z.B aus Württemberg oder dem Raum Wuppertal u.a. (man spürt ihre Gegenwart am vollen Gemeindegesang, an der Aufmerksamkeit und einem positiven Mitgehen). Aber so schön die Fülle an Besuchern im Gottesdienst ist, sie hat durch eine gewissen Überfremdungseffekt aufgrund der vielen Urlauber auch den Nachteil, dass die Gemeinde sich selten in einem persönlichen, familiären Rahmen wirklich als „Gemeinde“ und „Glaubensgemeinschaft“ erlebt. Wir glauben, dass dies in gewisser Hinsicht ein Hindernis für den geistlichen Gemeindeaufbau ist. der Versuch, einen zweiten Gottesdienst zu installieren, der besonders diesem Ziel dient, konnte bisher nicht erfolgreich realisiert werden – ein weiterer „Termin“ führt in einer Gemeinde, die ohnehin aufgrund der starken Belastung durch das Tourismusgeschäft schnell zu Überforderungsgefühlen und wird nicht leicht angenommen.
Schon an zweiter Stelle möchte ich bei der Beschreibung unseres gemeindlichen Lebens unser Streben nach Teamgeist und Kameradschaft in der Zusammenarbeit mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern nennen. Hier erfolgte in den vergangenen Jahren ein außerordentlich konstruktiver Heilungsprozess. Aus einem zwischenmenschlichen Fiasko und Scherbenhaufen – ausgelöst durch den schon erwähnten Gemeindekonflikt – ist mit viel Geduld, Rücksicht, Verzeihen und Verständnis – aber verständlicherweise auch manchen Reibungsverlusten, Blessuren und kurzfristigen Rückschritten – neues Vertrauen gewachsen, so dass wir jetzt eine Basis im Miteinander gewonnen haben, auf deren Grundlage man mit Freude gemeinsam arbeiten, beten und Gemeinde bauen kann. Einen wichtigen Beitrag für diese Entwicklung haben erstmals eingeführte gemeinsame Pausen, regelmäßige Teamgespräche, Betriebsausflüge, gemeinsame Feiern und natürlich viele klärende, persönliche Gespräche erbracht. Ferner dient eine gemeinsame Adventsfeier von 100-120 ehren- und haupt-amtlichen Mitarbeitern in einem festlichen Rahmen in der Strandhalle dazu, dass alle einmal über ihren Tellerrand hinausschauen und die anderen Helfer und Mitarbeiter kennen lernen.
Ebenso wichtig wie diese Arbeit nach innen war in den letzten Jahren auch die Arbeit nach außen. Dies geschah durch die ausgesprochen volkskirchlichen Aktivitäten – nicht nur, weil für die Grömitzer ihre Kirche und deren kirchliche Arbeit ein wichtiger Faktor in der Erfahrung von dörflicher Gemeinschaft ist, sondern auch deshalb, weil die Kirche sich in der Öffentlichkeit wieder als eine „gute“ und „vertrauenswürdige“ Gemeinschaft präsentieren konnte. So erfuhr der nach innen gerichtete Heilungsprozess über einen Multiplikatoreffekt eine bedeutsame „Außenwirkung“, so dass sich die Gesamtgemeinde inzwischen zunehmend mit Freude und nicht selten mit Begeisterung auf den neuen „Kurs“ einstimmen lässt und wieder dankbar und offen die kirchlichen Angebote an- und ernst nimmt. Die offenen Angebote sind z.B. die plattdeutschen Gottesdienste für die Schützengilde und die Feuerwehr, das Erntedankfest mit seinem Erntemarkt (bei dem immer für einen guten Zweck gesammelt wird), große Kindergarten-Veranstaltungen (Sommerfest, Flohmärkte), große Ausflüge mit jeweils 100 Teilnehmern, die große Adventsfeier mit 200 Teilnehmern, der Weltgebetstag, die Hubertus-Tage mit Gottesdienst und Konzert u.v.m..
Umgekehrt nehmen die Pastoren regelmäßig verschiedenste Einladungen von öffentlicher Seite wahr: Gildefeste und –umzüge, Feuerwehrfeste und –umzüge, der Stammtisch des Bürger-vorstehers (bei dem alle öffentlich wirkenden Personen aus Gemeindevertretung, Parteien, Schulen, Kirche, Feuerwehr, Polizei zugegen sind), verschiedenste Jubiläen, Einweihungen, Vereinstreffen und Schulfeste oder -feiern u.v.m..
Wie schon erwähnt ist ein Schwerpunkt im Gemeindeleben die Seniorenarbeit. Wöchentlich trifft sich der Seniorenclub mit 20-25 Teilnehmern, der von zwei ehrenamtlichen Helferinnen zusammen mit den Pastoren geleitet wird. Hier gibt es Andachten, Geschichten, Spiele, Kaffee und Kuchen und vor allem viel Gesang, der mit Gitarre und Schifferklavier begleitet wird. Einmal im Monat laden wir ferner zum „Großen Gemeindenachmittag“ in die Gildeamtsstuben ein. Dieser Ort musste gewählt werden, da die Gemeinderäume zu klein sind. Denn zu diesen Veranstaltungen kommen zwischen 70 und 100 Besucher. An diesen Nachmittagen dreht sich immer alles um ein bestimmtes Thema, dass dann sowohl in seinen geistlichen als auch in seinen kreativen, spielerischen, prosaischen und musikalischen Aspekten entfaltet wird. Der Nachmittag wird logistisch von den Bezirksfrauen gestaltet, die eine köstliche Kaffee- und Kuchentafel vorbereiten. Das Programm wird von den Pastoren zusammen mit ehrenamtlichen Helfern durchgeführt. Die „Große Adventsfeier“ (das Highlight der Großen Gemeinde-nachmittage) wurde aus Platzmangel in der Strandhalle verlagert, zu der inzwischen über 200 Besucher kommen.
Der Häkelbüdelclub muß noch erwähnt werden. Er kommt einmal die Woche zu Kaffee und Kuchen und anschließendem Häkeln, Stricken, Basteln, Malen usw. zusammen – und alles für einen guten Zweck. Das Jahr über werden auf diese Weise so viele Dinge hergestellt, dass man zum Ernte-Bazar und zum Weihnachts-Bazar ein stattliches Angebot präsentieren kann. Vom Erlös werden dann gemeinnützige Initiativen und Einrichtungen unterstützt: Der Kindergarten, Notleidende oder unsere Partnerkirche in Tansania. Der Häkelbüdelclub unternimmt auch einmal im Jahr eine einwöchige Reise.
Im Sommer pausieren die Senioren-Veranstaltungen. Stattdessen laden wir die Senioren unter ehrenamtlicher Leitung zu den „Kleinen Ausflügen“ ein, die den Senioren unser schönes Ostholstein näher bringen. Einmal die Woche macht man sich für knapp 4 Stunden auf den Weg und bewundert die Rapsblüte, die blaue Ostsee und Holsteiner Sehenswürdigkeiten – zwischendurch kehren wir in einem Gasthaus zu Kaffee und Kuchen ein.
Alle gerade genannten Aktivitäten werden durch die Ev. Frauenhilfe getragen, die vor 75 Jahren gegründet wurde. Zu der ev. Frauenhilfe in Grömitz und den umliegenden Dörfern gehören ca. 340 Frauen. Aus diesen rekrutieren sich 25 Bezirksfrauen, die ihre Aufgabe darin sehen, älteren Menschen Freude und Gottes Segen zu bringen und Kranke zu besuchen. Die Frauenhilfe wird mit viel Liebe und Einsatz ehrenamtlich von Frau Christel Markmann zusammen mit den Pastoren geleitet. Die Bezirksfrauen überbringen allen Jubilaren im Namen der Kirchengemeinde herzliche Geburtstagsgrüße (zum 70. / 75. / 80. Geburtstag, ab 81 dann jedes Jahr – zu den runden Geburtstagen kommen zusätzlich die Pastoren). Die Bezirksfrauen gestalten den Großen Gemeindenachmittag, die gut besuchte Jahreshauptversammlung der Ev. Frauenhilfe und auch noch Veranstaltungen für Grömitzer Heime mit. Um alle diese Veranstaltungen zusammen mit den Pastoren vorzubereiten, treffen sich die Bezirksfrauen mehrmals im Jahr zur Bezirksfrauenversammlung. Natürlich haben wir auch viel Spaß an den gemeinsamen Ausflügen der Frauenhilfe, die 2 x im Jahr stattfinden und jeweils 100 Teilnehmer zählen. Auch der Weltgebetstag und der Erntedankmarkt werden mit Hilfe der Frauenhilfe vorbereitet und durchgeführt.
Ein neues Kind unserer Frauenarbeit ist das „Frauenfrühstück“. Um über Lebens- und Glaubensfragen gemeinsam nachzudenken, treffen sich Frauen einmal im Monat zu einem gemütlichen Frühstück. Das Frauenfrühstück wird von Frau Pastorin Zuschneid-Dorn zusammen mit einem Helferteam geleitet.
Nach der Begrüßung und der Vorstellung des Themas ist zunächst Zeit sich am liebevoll gestalteten Frühstücksbuffet zu stärken und zwanglos miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Themen der Frauenfrühstückstreffen werden im Team mit den Ehrenamtlichen ausgewählt und vorbereitet. Es geht immer um Themen, für die sich besonders Frauen interessieren, wie zum Beispiel Themen des zwischenmenschlichen Miteinanders (Trauer, Kritik, Unterbewusstsein, Aggressionen, Gefühl und Verstand). Aber auch explizit religiöse Themen kommen an die Reihe (Engel, Gebet). Jedes Treffen beginnt beim Alltäglichen und führt am Schluss zu einer christlichen Sicht auf das Thema. Damit sollen Frauen angesprochen und für den Glauben interessiert werden, die mit dem Glauben bisher noch nicht so viel anfangen konnten. Ein Anspiel, Lied, Gedicht, oder ähnliches helfen ins Thema zu kommen. Eine assoziative Runde mit Stichwortzetteln, die an die Tafel geheftet werden, gibt allen die Möglichkeit sich zu beteiligen (auch den Stilleren) und hilft die Gedanken auf das Thema auszurichten. Dann folgt ein lockerer Vortrag zum Thema, der gern durch Fragen oder Beiträge der Frauen unterbrochen werden darf.
Nun wenden wir uns einmal der Jugend zu – der Konfirmanden- und Jugendarbeit:
Der Konfirmandenunterricht läuft jeweils zwei Jahre – wöchentlich eine Stunde Bei der Anmeldung sind die Konfirmanden 12 oder 13 Jahre alt. Jede Gruppe wird von 35-40 Kindern besucht. Wir beginnen im Plenum und gehen dann nach einer Einführung und einem Kurzvortrag in zwei Kleingruppen auseinander, die verschieden Arbeitsaufträge erhalten. Das Kurrikulum ist so aufgebaut, dass wir uns thematisch zunächst an den einzelnen Themen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses und dann an den 10 Geboten (ergänzt durch weitere ethische Themen und Lebensfragen) entlang bewegen. Eine weitere Einheit befasst sich mit naturwissenschaftlichen Fragen rund um das Thema „Evolution und Schöpfung“. In einem abschließenden Gemeindepraktikum sollen die Konfirmanden die verschiedenen Bereiche des gemeindlichen Lebens kennen lernen. Zu jedem Jahrgang gehören Freizeiten und der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes (mind. 2x im Monat).
In der Jugendarbeit bieten wir zwei Jungschargruppen und eine christliche Pfadfinderschaft an. Jeden Montag treffen sich ca. 15 Jungschar-Kinder im Alter von 5-8 Jahren in der Brücke. Mit großem Eifer und Begeisterung wird gebastelt, gespielt und geklönt; oder es werden Geschichten vorgelesen. Mittwochs werden unterschiedliche Projekte angeboten, die von ca. 18 Mädchen und Jungen im Alter von 8-14 Jahren sehr gut angenommen werden. Batiken von T-Shirts, Tüchern bis hin zu Socken, das Gießen von Kerzen und Weihnachtsbasteln.
Einmal im Monat findet anstelle der Jungschar mittwochnachmittags ein Kindergottesdienst für Kindergarten- und Schulkinder statt, das sogenannte Jesusfest. Ein Lied leitet den Nachmittag ein. Ein kleines Puppenspiel stellt den Bezug zum Alltag der Kinder her. Dann kommt die biblische Geschichte oder eine Geschichte die zum kirchenjahreszeitlichen Thema passt. Eine Bastelei oder ein Spiel vertiefen einen Aspekt der Geschichte. Zum Abschluss gibt es noch eine Stärkung in gemeinsamer Runde.
Zu der christlichen Pfadfinderschaft kommen wöchentlich 20-30 Kinder und Jugendliche. Man trifft sich entweder im Gemeindehaus oder auf dem eigenen Pfadfindergelände am Ortsrand von Grömitz. Eine kurze Andacht und gemeinsames Singen bilden den Anfang der Gruppenstunden. Dann finden sich die Kinder in ihrern Kleingruppen mit den jugendlichen Leitern zusammen und unternehmen etwas gemeinsam. Ab und zu gibt es auch Stunden wo alle gemeinsam spielen. Gegen Ende der Stunde gibt es noch eine kleine Stärkung und die Stunde endet mit dem gemeinsamen beten des Vaterunser. Die Pfadfinder lernen in Zelten zu leben und sich in der Natur zurechtzufinden. Mehrmals im Jahr werden Pfadfindertage, Freizeiten oder ein großes Sommerlager durchgeführt. Unsere Pfadfinderschaft versteht sich bewusst als ein Teil der Kirche. Deshalb werden die Pfadfinder auch bei kirchlichen Veranstaltungen miteinbezogen. Sie haben ihren Stand beim Erntedankmarkt, helfen Zelte aufzubauen z.B. für die Kindergartenflohmärkte und sie erhalten ihre Abzeichen im feierlichen Rahmen eines Sonntagsgottesdienstes. Sie wollen Gottes wunderbare Schöpfung erfahren und den christlichen „Pfad“ entdecken und gehen. Der gemeinsame Glaube an Jesus Christus führt uns zum Bekenntnis in Wort und Tat. Die Pfadfinderarbeit geschieht in Verbindung mit fröhlicher Geselligkeit, sozialem Lernen, Vermittlung von Werten, Spiel und Kreativität, Übernahme von Verantwortung und Abenteuerunternehmungen.
Nun wenden wir uns den Kleinsten zu. Die religionspädagogische Arbeit des fünfzügigen Kindergartens mit insgesamt 100 Kindern ist folgendermaßen aufgebaut: In jedem Monat wird ein bestimmtes Thema behandelt, das zusammen mit dem Kindergartenteam und den Pastoren vorbereitet wird. In jeder Gruppe wird einmal im Monat ein Kindergottesdienst in der Gruppe durchgeführt, den die Pastoren halten – also insgesamt fünf Gruppen-Gottesdienste. Am Ende eines jeden Monats findet zusammen mit allen Kindern und den Eltern ein abschließender Gottesdienst zum Thema in der Kirche statt, der unter Mitwirkung der Erzieherinnen gestaltet wird. Die Organisten hat zuvor für diesen Gottesdienst in ihren Kindergarten-Singstunden zusammen mit den Kindern passende Lieder eingeübt.
Die Zwei- bis Dreijährigen haben im Spielkreis Gelegenheit, einen ersten Kontakt zur Kirchengemeinde aufzubauen. Der Spielkreis findet zweimal pro Woche für drei Stunden statt.
Um Eltern mit Neugeborenen erste Kontakte zur Kirchengemeinde zu ermöglichen, bieten wir nach Taufgespräch und Taufe einmal im Jahr (am Pfingstmontag) einen Tauferinnerungs-Gottesdienst an, der von Eltern, Kindern, Paten und Großeltern sehr gut angenommen wird.
Ein weiterer, wichtiger Bestandteil unseres Gemeindelebens ist die Kirchenmusik: Die Kirchengemeinde hat seit Jahrzehnten einen aktiven Kirchenchor, der viele Gottesdienste mitgestaltet. Aufgrund der starken Konkurrenz durch den Männergesangsverein, handelt es sich beim Kirchenchor um einen reinen Frauenchor, der ca. 15 Mitglieder zählt. Einmal die Woche wird geprobt. Neben den Gottesdiensten gestaltet der Chor vor allem die Kirchenkonzerte mit. Diese so genannten „Kleinen Abendmusiken“ bieten von Juli bis September einmal die Woche den durchschnittlich 100 Besuchern „eine halbe Stunde Zeit zum Zuhören und Entspannen“. Die Abendmusiken werden von der Sopranistin Anna-Elisa Dzieminski und der Organistin Beate Binkowski gestaltet – es wirken auch andere Solisten und Musiker mit. Jeden Mittwoch um 21.00 Uhr erklingen in den Sommermonaten auf diese Weise geistliche Werke verschiedenster Komponisten.
Zum Gospelchor: Das englische Wort „Gospel“ bedeutet bekanntlich „Evangelium“ oder „Frohe Botschaft“. Genau das ist unser Anliegen mit dem Gospelchor: In unseren Gottesdiensten die frohe Botschaft des christlichen Glaubens zu verkündigen – durch englische und deutsche Gospels. In den wöchentlichen Proben kommen 25 Sänger – junge und ältere, Männer und Frauen in einer fröhlichen Atmosphäre zusammen. Einmal pro Jahr führt der Gospelchor ein geradezu evangelistisches Konzert durch, dass großen Anklang in der Gemeinde findet.
Es gibt auch noch andere Kreise und Angebote in unserer Gemeinde, die eine volksmissionarische Zielsetzung beinhalten: Hauskreise & Glaubenskurse. In unserer Gemeinde treffen sich wöchentlich zwei Hauskreise – am Dienstag und am Freitag. Hauskreise sind kleine Bibelgesprächsgruppen, die einen Bibeltext fortlaufend lesen oder spezielle Themen auf biblischer Grundlage behandeln. Anschließend wird darüber in einfacher, alltagsbezogener Weise gesprochen. Lieder und Gebete bilden den Rahmen des Abends. Die Gesprächsleitung liegt meist bei den Hauskreisleitern. Aber diejenigen, die es sich zutrauen, können auch mal einen Abend leiten und so zu einer selbstbewussteren Art finden, ihren Glauben auszudrücken. Im gemeinsamen Gebet wird Gemeinschaft untereinander und mit Gott erfahren. Die Nöte der Einzelnen und der Gemeinde werden gemeinsam vor Gott gebracht. So entsteht eine enge persönliche Gemeinschaft, die den Einzelnen auch in schweren Lebensabschnitten Beistand leisten kann. Die Hauskreise finden jeweils in der Wohnung der ehrenamtlichen Hauskreisleiter statt.
Mehr oder weniger regelmäßig kommen die Hauskreise gemeinsam mit den Pastoren zu „Hauskreisgesamttreffen“ im Gemeindehaus zusammen. Hier gibt es Vorträge, Gespräche, Filme oder Diaserien, Lieder und Gebete – und nicht selten auch eine gemeinsame Mahlzeit.
In unserer Gemeinde wurden bisher drei Glaubensseminare durchgeführt. Das letzte trug die Überschrift „Hoffnung für alle“ und behandelte an sechs Abenden die Grundfragen des Lebens und des Glaubens. Die Hauskreismitglieder wirkten bei diesen Abenden als Helfer und Gesprächsgruppenleiter mit. Wir begannen mit einem kleinen Imbiss, anschließend gab es einen halbstündigen Vortrag zum Thema. Nach einer Gesprächseinheit an den Tischen (ca. 5 Gruppen) bündelte ein Kurzvortrag die verschiedenen Aspekte des Themas. Die Abende wurden durchschnittlich von 30 Personen besucht. Nach dem vorletzten Seminar war ein neuer Hauskreis entstanden.
Die Hauskreise wirken ebenfalls bei der einmal jährlich durchgeführten Allianzgebetswoche mit, die wir zusammen mit den evangelischen Nachbargemeinden und Freikirchen gestalten und abhalten.
Nun noch ein Blick auf das Thema Diakonie: Die in den 70er-Jahren gegründete Diakoniestation musste leider aufgrund der neuen Pflegegesetzgebung in den 90er-Jahren an das DRK abgetreten werden. Seitdem hat die Kirchengemeinde nur noch den diakonischen Dienst „Essen auf Rädern“ aufrecht- erhalten können. Fünf Tage die Woche bringt die Kirchengemeinde alten und hilfsbedürftigen Menschen eine warme Mahlzeit direkt auf den Tisch. Für das Wochenende erhalten sie zwei Menüs tiefgefroren, die man mit einem kleinen, sicheren Zusatzgerät selber erwärmen kann. Man kann das Essen auch befristet oder nur für bestimmte Tage in der Woche anfordern. Derzeit werden täglich 37 Mahlzeiten ausgeliefert.
In gewisser Weise diakonisch ist auch unser Dienst an den Urlaubern.
Vier Wochen im Jahr kommt dafür ein Kurseelsorger nach Grömitz, der durch verschiedene Impulse und Veranstaltungen insbesondere Angebote für Urlauber macht. Viele Menschen haben ja oft im Urlaub erst richtig Zeit, so wurden Gesprächsangebote ausgearbeitet zum Thema: „Träume – Gottes vergessene Sprache?“ und eine Gesprächs-Reihe „Gleichnisse und Märchen“ oder über verschieden Glaubens- und Lebensfragen. In einem „Chor auf Zeit“ wurden neue Lieder aus Taize´ eingeübt. Oder es wurden „Gesprächswanderungen“ mit den Urlaubern durchgeführt mit anschließendem Grillen.
Ferner wird jedes Jahr zusammen mit einem Team von „Kirche am Urlaubsort“ des Evangelischen Gemeindedienstes Hamburg für acht Wochen ein Urlauberangebot vorbereitet und durchgeführt, dass sich in vielfältigen Veranstaltungen und Gottesdiensten insbesondere an Kinder und junge Familien wendet. Diese Veranstaltungen werden von Urlaubern in erstaunlicher Weise angenommen und zählen durchschnittlich 9.000-10.000 Besucher – die Kirchenkonzerte eingeschlossen.
Zu unserem Gemeindeleben gehören auch Aktivitäten, die kirchenkreisweiten Projekten angeschlossen sind. Dazu gehören die Notfallseelsorge, die aufgrund der großen Urlauberzahl (leider) viele Einsätze im Raum Grömitz zu verzeichnen hat und meistens Menschen unterstützt, die einen plötzlichen Todesfall eines Familiemitgliedes zu beklagen haben.
Ferner ist hier unsere Partnerschaftsarbeit mit der Süd-West-Diözese in Tansania zu nennen, die gegenseitige Besuche organisiert und etliche Hilfsprojekte organisiert. Unsere Kirchengemeinde konnte für diese Projekte viele Spendengelder einwerben.
Auch die Ökumene liegt uns am Herzen. So gibt es regelmäßige Treffen mit den Pastoren anderer Konfessionen unter der Überschrift „Gemeinschaft Christlicher Kirchen in Ostholstein“, bei denen die verschiedensten Themen im ökumenischen Kontext behandelt werden. Man lädt sich gegenseitig zu den verschiedensten Gemeindeaktivitäten ein. Durch diese Treffen wurden Vorbehalte abgebaut, und es konnte sich ein brüderliches Miteinander entwickeln.
Wir sind dankbar für das gute Miteinander und die gute Gemeinschaft in unserer Gemeinde. Nach einer schwierigen Zeit hat unsere Gemeinde in zwischenmenschlicher Hinsicht in den vergangenen 10 Jahren Heilung und Versöhnung erfahren.
Für die Zukunft sehen wir dies als eine gute Basis an, um auf dieser Grundlage die Gemeindearbeit weiter zu festigen und Gemeinde weiter zu bauen. Dabei leitet uns auch der Wunsch, für eine Vertiefung des Glaubens einzutreten – so wie Bischof Kohlwage einmal sagte: Der wichtigste Doppelauftrag der Kirche unserer Tage sei, die Themen „Christ bleiben und Christ werden“ in unserer kirchlichen Arbeit deutlich werden zu lassen und die Menschen zum christlichen Glauben einzuladen.
In praktischer Hinsicht wird uns in den nächsten Jahren auch ein Bauvorhaben beschäftigen: So plant die Kirchengemeinde die ehemalige Kirchenscheune, die gegenüber der Kirche steht, zu einem Gemeindehaus und Bürgertreff umzubauen. Ein Cafe´ soll ebenfalls in dem Gebäude untergebracht werden. Ferner soll der Platz zwischen Kirche, Altem Pastorat und Kirchenscheune zu einem attraktiven Marktplatz und Ortsmittelpunkt umgestaltet werden. Im Zuge der Sanierung würde auch die Leichenhalle erneuert werden. Ferner ist ein Verbindungsweg zwischen Marktplatz und Kurpark geplant. Für dieses große Projekt wurden EU-Mittel in Höhe von 50% beantragt, deren Zusage sehr wahrscheinlich ist.
Was auch immer die Zukunft im Hinblick auf den Gemeindeaufbau oder das genannte Bauvorhaben bringen wird, wir möchten in allem nicht unsere eigenen Ziele und Wünsche verwirklichen, sondern bitten Gott, dass er unsere Gemeinde leiten und segnen möge – so wie der Psalm 127,1 sagt:
„Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.“